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Das Neue Testament

nach Johannes Greber

 

Die Einleitung zur  Bibel (NT) überlasse ich einen würdigeren wie mich, ich trete hiermit in den Hintergrund zurück, mag jeder Wahrheitsuchende, ohne Beeinflussung von mir, sich selbst seine  EIGENE Gedanken darüber bilden

 Am Ende der Einleitung steht das Komplette Neue Testament von Greber

Roy

Einleitung

Die Bibel gilt für das Christentum als ”Gottes Wort", - als die von Gott geoffenbarte Wahrheit. Alle christlichen Kirchen haben es zum Glaubenssatz, erhoben, dass die Schriften des Alten und  Neuen Testamentes, aus denen die Bibel besteht, vom ”Heiligen Geist" inspiriert worden seien. Sie lehren, der ”Heilige Geist" habe die Verfasser jener Schriften nicht nur zum Schreiben angetrieben, sondern ihnen den Inhalt  wahrheitsgetreu eingegeben und sie auch bei der Niederschrift vor jedem Irrtum bewahrt. Viele Kirchen gehen sogar soweit, dass sie behaupten, nicht bloß der Inhalt, sondern selbst jedes einzelne Wort sei vom ”Heiligen Geist" eingegeben  worden.

In dieser Lehre kommt die Überzeugung zum Ausdruck, dass es nur eine Quelle der Wahrheit geben kann, nämlich Gott. Es kann also nur das als Wahrheit angesehen werden, was aus einer Kundgebung Gottes stammt.

Für  die Wahrheiten, welche die christlichen Kirchen lehren, kommen hauptsächlich die Schriften des Neuen Testamentes als Wahrheitsqueue in Betracht. Es muss daher der lückenlose und unanfechtbare Beweis erbracht werden, dass der Inhalt dieser Schriften eine Kundgebung Gottes ist.

Kundgebungen Gottes können nun auf die mannigfachste Weise erfolgen. Es kann ein Geist  Gottes zu einem Menschen reden, und der Mensch schreibt das, was er hört, in dem Augenblick, wo er es hört, Wort für Wort nieder. Von dieser Art waren die Kundgebungen Gottes, die dem Mose zuteil wurden. Er hörte die Stimme des Geistes Gottes,  der im heiligen Zelt aus der Wolke über der Bundeslade zu ihm sprach, und schrieb die Worte nieder. - Es kann ferner ein Geist Gottes eine Kundgebung, anstatt in gesprochenen Worten, in der Form von Buchstaben überbringen. In einem solchen  Falle wird ein Buchstabe nach dem andern kenntlich gemacht, und auf diese Weise werden Worte und Sätze gebildet. So geschah es bei den Kundgebungen, die durch das Brustschild des Hohenpriesters erfolgten. - Auch kann ein Geist Gottes sich der  Sprechwerkzeuge eines Menschen zum Reden oder dessen Hand zum Schreiben bedienen. Dies geschah oft bei den Propheten des Alten Bundes. - Ferner ist ein Geist Gottes imstande, einem Menschen die Gedanken, die er aussprechen oder niederschreiben  soll, mit einer solchen Stärke einzuflößen, dass die eigenen  Gedanken des  betreffenden Menschen vollkommen ausgeschaltet sind, und er nur das spricht oder schreibt, was der Geist Gottes ihm eingibt. Diesen Vorgang nennt man  ”Inspiration". Sehr viele Kundgebungen Gottes durch die Propheten des Alten Bundes erfolgten auf diesem Wege.

Man unterscheidet zwei Arten der ”Inspiration". Die eine Art besteht darin, dass einem Menschen bloß die Gedanken von einem Geiste Gottes eingegeben werden, und der Mensch schreibt diese Gedanken mit seinen eigenen Worten und in der ihm eigenen menschlichen Ausdrucksweise nieder. Die zweite Art der ”Inspiration" besteht darin, dass nicht bloß die Gedanken eingegeben werden, sondern auch die einzelnen Worte, in denen die Gedanken ausgedruckt werden sollen. Es ist dies also nichts anderes als ein ”Diktat" von Seiten des Geistes Gottes. Diese Art der ”Inspiration" nennt man ”Wörtliche Inspiration" oder ”Verbal-Inspiration".

Es gibt noch eine große Anzahl anderer Arten der Kundgebungen Gottes. Es würde zu weit führen, sie alle aufzuzählen. Mit Bezug auf die verschiedenen Arten, in denen Offenbarungen Gottes erfolgten, schreibt Paulus im Anfang  seines Hebräerbriefes: ”Gott hat auf vielerlei Weise zu unsern Vätern geredet."

Es bedarf keines weiteren Beweises, dass Kundgebungen Gottes, die auf die angeführte Weise zustande kommen, die reine Wahrheit  enthalten und als ”Gottes Wort" zu gelten haben.

Zu welcher Gruppe von Kundgebungen gehören nun die Neutestamentlichen Schriften?

Alle christlichen Kirchen lehren, dass die im Neuen Testamente  enthaltenen Berichte und Briefe ihren Verfassern durch den ”Heiligen Geist" auf dem Wege der ”Inspiration" zuteil geworden seien. Manche von ihnen behaupten sogar, auf dem Wege der "Wörtlichen Inspiration", also in der Form eines ”Diktates".

Welche Beweise haben die Kirchen für diese Lehre?

Es gibt nur zwei Wege, auf denen ein solcher Beweis geführt werden könnte. Der eine Weg wäre der, dass die  Verfasser der Schriften des Neuen Testamentes ausdrücklich betonen, dass der Geist Gottes ihnen den Inhalt ihrer Berichte und Briefe eingegeben oder gar ”diktiert" habe. Als zweites Beweismittel käme nur noch die Tatsache in Betracht, dass der Geist Gottes irgendwann und irgendwo ausdrücklich gesagt  hätte, dass die Neutestamentlichen Bücher ”Inspirierte Schriften" seien. Weitere Beweismöglichkeiten gibt es nicht.

 Haben es also die Verfasser selbst ausgesprochen, dass ihnen die Schriften vom "Heiligen Geiste" eingegeben worden seien? Sie mussten doch wohl wissen, ob sie aus eigenem Antrieb und auf Grund ihrer persönlichen Erlebnisse und Nachforschungen ihre Berichte schrieben, oder ob ein Geist Gottes sie bloß als ”Werkzeug" benutzt hat. Haben Sie aus sich und in rein menschlicher Weise ihre Berichte abgefasst, so brauchten sie dies selbstverständlich nicht ausdrücklich zu betonen. Waren sie aber bloß ”Werkzeuge des Geistes Gottes", so hatten sie die schwere Pflicht, Gott die Ehre zu geben und dies zu bekennen. Sie mussten dasselbe tun, was die Schreiber des Alten Testamentes taten. Sobald diese  nämlich  eine  Kundgebung  Gottes  verkündeten  oder niederschrieben, betonten sie immer wieder, dass es eine Botschaft des Herrn sei. Mit fast ermüdender Wiederholung lesen wir hundertemal das ”So spricht der Herr!" oder: ”Gott sprach!"

Aber keiner der Neutestamentlichen Verfasser erwähnt auch nur ein einziges Wort von einer "Inspiration" seiner Schriften. Nur eine Schrift des Neuen Testamentes, nämlich die Offenbarung des Johannes, ist durch einen Engel übermittelt worden. Das betont denn Johannes auch gleich im ersten Satz seiner Schrift. Die Verfasser aller andern Neutestamentlichen Schriften wissen nichts von einer übernatürlichen Einwirkung bei der Niederschrift ihrer Berichte. Vielmehr erklärt Lukas in den ersten Sätzen seines Evangeliums ausdrücklich, dass er seinen Bericht in rein menschlicher Weise zusammengestellt habe. Er sagt: ”Bekanntlich haben schon viele es unternommen, einen Bericht über die vollbeglaubigten Begebenheiten, die sich bei uns zugetragen haben, so abzufassen, wie sie uns von den ursprünglichen Augenzeugen und Dienern des Wortes überliefert wurden. So habe denn auch ich mich entschlossen, nachdem ich allen Tatsachen von Anfang an sorgfältig nachgeforscht habe, alles für dich, hochgeschätzter Theophilus, nach der geschichtlichen Reihenfolge niederzuschreiben." - Sein Bericht enthält also das, was Augenzeugen ihm berichtet haben und nicht, was der ”Heilige Geist" ihm eingegeben hat. Er berichtet dasselbe, was vor ihm schon viele andere niedergeschrieben hatten. Er kennt die Schriften der andern. Nur prüft er die Berichte der andern noch einmal im einzelnen sorgfältig nach und ordnet alles nach der geschichtlichen Reihenfolge. Dann erst verfasst er seinen Bericht. Er tut also dasselbe, was jeder gewissenhafte Geschichtsschreiber tun muss. Was brauchte er denn noch einmal alles sorgfältig nachzuprüfen und in geschichtlicher Reihenfolge zu ordnen, wenn er nur das niederzuschreiben hatte, was der ”Heilige Geist" ihm eingab? In diesem Falle war er ja jeder persönlichen Forschungsarbeit enthoben. Dasselbe gilt von seiner ”Geschichte der Apostel". - Hier von einer ”Inspiration" seines Berichtes durch den ”Heiligen Geist" reden zu wollen, wäre sinnlos.

Auch der Apostel Johannes erklärt, dass er selbst Zeuge der von ihm berichteten Tatsachen gewesen sei, und dass aus diesem Grunde, sein Bericht der Wahrheit entspreche. Und im Anfang seines ersten Briefes schreibt er: "Was wir hörten, was wir sahen, wovon wir persönlich Zeugen waren, was wir handgreiflich vor uns hatten, das bezeugen wir." Auch er weiß  nichts von einer ”Inspiration des Heiligen Geistes" bei seinem Evangelium und seinen Briefen.

Dasselbe gilt von den Berichten des Matthäus und Markus. Ebenso von den Apostelbriefen. Diese sind lediglich  Gelegenheitsschriften, die durch Anfragen und Berichte aus den christlichen Gemeinden veranlasst wurden. Die Belehrungen, Aufklärungen, Ermahnungen und Warnungen, die sie enthalten, würde jeder Seelsorger den von ihm getrennten Gemeinden in  ähnlicher Weise schreiben. Dass die Apostel die christlichen Wahrheiten, welche ihre Briefe an manchen Stellen enthalten, von einem Geistes Gottes empfangen haben, soll damit nicht geleugnet werden. Aber es ist keinerlei Beweis dafür  vorhanden, dass ihnen diese Wahrheiten erst beim Schreiben ihrer Briefe durch den ”Heiligen Geist" eingegeben wurden. Vielmehr werden die Glieder der christlichen Gemeinden an manchen dieser Stellen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Wahrheiten ihnen schon früher in mündlicher Belehrung mitgeteilt worden seien. Jedenfalls sagen auch die Apostel nichts davon, dass ihre Briefe ihnen durch den "Heiligen Geist" inspiriert. worden seien.

Es steht also für jeden ehrlichen  Bibelforscher fest, dass die Verfasser der Neutestamentlichen Schriften nichts davon sagen, dass sie ihre Niederschriften durch die ”Inspiration des Heiligen Geistes" empfangen hätten. Und von Lukas ist bewiesen, dass er in rein  menschlicher Weise seine Berichte verfasste, weil er diese Tatsache ausdrücklich betont.

Die christlichen Kirchen können also aus dem Neuen Testament selbst keinen Beweis für ihre Inspirationslehre vorbringen.

Ebensowenig hat der  Geist Gottes bei irgendeiner Gelegenheit die Bücher des Neuen Testamentes als "Inspirierte Schriften" erklärt. Es fallen also die beiden einzigen Beweismöglichkeiten für die Inspiration des Neuen Testamentes fort.

 Somit bleibt nur folgende Tatsache übrig: Die Verfasser der Neutestamentlichen Schriften haben aus eigener freien Entschließung und auf Grund ihres rein menschlichen Wissens ihre Schriften verfasst, - mit Ausnahme der Offenbarung des Johannes.

Die einen hatten das, was sie niederschrieben, als Augen- und Ohrenzeugen selbst erlebt. Die andern hatten über alles, was sie berichteten, sorgfältige Erkundigungen bei denen eingeholt, die selbst Augen- und Ohrenzeugen  gewesen waren.

Ihre Berichte hatten daher vollen Anspruch auf Glaubwürdigkeit, solange ihre selbstgeschriebenen Berichte vorlagen. Sie enthielten die Wahrheit. Ob nun die Wahrheit auf rein menschliche Weise erlangt oder ob sie  durch Inspiration vermittelt wird, - das macht bezüglich der Wahrheit selbst keinen Unterschied. Denn Wahrheit bleibt Wahrheit, einerlei aus welcher Quelle sie stammt.

 Aber wir können noch einen Schritt weiter gehen und beweisen, dass das Neue Testament, wie wir es heute vor uns haben, unmöglich inspiriert sein kann.

Ein sehr schwerwiegender Grund dafür, dass die Schriften des Neuen  Testamentes nicht einer göttlichen Inspiration ihr Dasein verdanken, liegt in folgender Tatsache: Wäre, wie die christlichen Kirchen behaupten, das Neue Testament als inspirierte Schrift die Quelle der göttlichen Wahrheit, dann müsste diese  Quelle alle Wahrheiten enthalten, die Christus der Menschheit offenbaren wollte. Nun hatte aber Christus während seines irdischen Lebens viele und wichtige Wahrheiten, die er seinen Jüngern nicht mitteilen konnte, weil sie nicht imstande waren, sie zu tragen. Sie wären irre an ihm geworden, wenn er sie ihnen gesagt hätte; doch der Geist der Wahrheit, den er ihnen später senden wollte, sollte sie auch in alle diese Wahrheiten einführen. Wenn nun der ”Heilige Geist" als der von Christus versprochene Geist der Wahrheit die Schreiber des Neuen Testamentes inspirierte, dann musste er ihnen doch wohl auch diese wichtigen, vorher noch nicht tragbaren Wahrheiten, mitteilen. Denn nach der Lehre aller Kirchen, mit Ausnahme der katholischen, gibt es ja außer den Schriften des Neuen Testamentes keine andere Quelle, aus der wir jene von Christus versprochenen Wahrheiten schöpfen könnten.

Ist nun im ganzen Neuen Testament auch nur eine einzige dieser gewaltigen Wahrheiten enthalten, die Christus selbst wegen  ihrer Untragbarkeit nie erwähnte? Nein - keine einzige! Und doch sollten es nach der Aussage Christi deren viele sein! In den vier Evangelien können schon deshalb die von Christus nicht ausgesprochenen Wahrheiten nicht enthalten sein, weil sie  ja bloß das berichten, was Jesus vor der Sendung des ”Geistes der Wahrheit" gewirkt und gelehrt hat.

Doch nehmen wir die unbewiesene und nicht beweisbare ”Inspiration des Neun Testamentes" für einen Augenblick als  wahr an, - dann könnte sie doch nur für den ursprünglichen Text jener Schriften Geltung haben. Nun aber besitzen wir kein einziges der Originale der Neutestamentlichen Schriften mehr. Was wir heute vor uns haben, sind ungefähr  dreitausend unvollständige Abschriften und Teile von Abschriften, von denen nicht zwei miteinander übereinstimmen. Ja selbst jede einzelne Handschrift hat verschiedene Lesarten, indem viele Worte in der Handschrift selbst durch Darüberschreiben geändert wurden. Oft ist dasselbe Wort mehrfach geändert. Kein Mensch vermag daher anzugeben, was in diesen Abschriften mit den Originalen der Verfasser der Neuen Testamentes übereinstimmt.

Kein Buch der Welt hat nämlich im Laufe der Zeit durch die Abschreiber so viele Änderungen und Fälschungen erfahren, als die Bibel des Alten und des Neuen Testamentes.

Bezüglich der Fälschungen des Alten  Testamentes lässt Gott selbst durch den Propheten Jeremia die Worte verkünden: ”Ihr dünkt euch weise und glaubt im Besitz der Wahrheit des göttlichen Wortes zu sein. Jawohl! Der Fälschergriffel der Abschreiber hat die Wahrheit in Luge  verdreht."

Dasselbe kann auch von den Schriften des Neuen Testamentes gesagt werden. Welche Worte, Sätze oder Kapitel darin von den Abschreibern absichtlich oder unabsichtlich ausgelassen, übersehen, falsch gelesen,  falsch verstanden, nach eigenem Gutdünken geändert oder absichtlich gefälscht worden sind, kann auch der beste Kenner der dreitausend Abschriften nicht mit Bestimmtheit angeben. Dazu kommt, dass keiner der Schreiber, welche die uns heute  vorliegenden Abschriften angefertigt haben, im Besitz des ursprünglichen Textes war, sondern dass jeder nur Abschriften von früheren Abschriften vor sich hatte.

Bei diesen Abschriften kann also eine ”Inspiration"  überhaupt nicht mehr in Frage kommen, selbst wenn wir den ursprünglichen Text als ”inspiriert" annehmen würden.

Die Verschiedenheiten der uns vorliegenden Abschriften beziehen sich nicht etwa nur auf an sich minderwertige  Dinge des Textes, sondern berühren in zahlreichen Fällen die Grundlagen der verschiedenen Glaubensbekenntnisse des heutigen Christentum.

Doch nicht genug damit, dass die uns vorliegenden alten Abschriften sich in den für die  Glaubenslehren der heutigen christlichen Kirchen wichtigsten. Dingen unterscheiden, die Sache wurde noch schlimmer durch die Übersetzungen in die modernen Sprachen. Die Übersetzer haben oft den Sinn des griechischen Textes nicht verstanden und  Wörtern, Ausdrücken, Sätzen oder Teilen von Sätzen eine Bedeutung beigelegt, die sie entweder überhaupt nicht oder an der betreffenden Stelle nicht haben. Der falschen Übersetzung haben wir z. B. die Lehre von einer ewigen Hölle, ferner den  Ausdruck ”der heilige Geist" als göttliche Person, sowie die. ganze ”Trinitätslehre" zu verdanken.

Mit Recht sagte daher Dr. Eugen Huehn in seinem ”Hilfsbuch zum Verständnis der Bibel": ”Wer von uns nur sein  geglättetes Neues Testament kennt, wird es nie für möglich halten, dass viele Tausende verschiedener Lesarten existieren. Die Verhältnisse liegen nach kundiger Schätzung so; dass mehr Verschiedenheiten als Worte des Textes im Neuen Testament enthalten sind. Bei diesem Sachverhalt würde die Kirche sich heutzutage in nicht geringe Verlegenheit versetzt sehen, wollte sie das Dogma von wörtlicher Inspiration der Bibel aufrecht erhalten."

 Wer diesen Sachverhalt ohne Voreingenommenheit betrachtet, muss mit Pilatus fragen: ”Was ist die Wahrheit?" Denn wenn die uns vorliegenden Abschriften des Neuen Testamentes in den für den Glauben der christlichen Kirche wichtigsten  Punkten wesentlich voneinander abweichen, und dazu noch in die modernen Sprachen falsch  übersetzt  wurden,  dann  gibt  es  überhaupt  keine Glaubenswahrheit mehr, bei der man sich mit dem Gefühl der Sicherheit auf die Bibel berufen könnte.

Das bestätigt kein Geringerer als der Hl. Hieronymus. Er übersetzte um 370 nach Christi Geburt die ganze Bibel in die lateinische Sprache. Der damalige Papst Damasus hatte ihn zu dieser Übersetzung aufgefordert. In einem Brief an Damasus berichtet nun Hieronymus über sein neues Bibelwerk. Darin sagt er, dass es eine gefährliche Anmaßung sei, eine Bibel schreiben zu wollen, welche den richtigen Text widergäbe. Denn die vorhandenen Abschriften des Urtextes, die über die ganze Welt zerstreut seien, wichen alle voneinander ab. Nun solle er den Schiedsrichter spielen. Wenn er nun eine neue Bibel herausgäbe, so würde sie von den bisherigen abweichen. Die Folge werde sein, dass man ihn einen gotteslästerlichen Fälscher nenne, weil er Worte und Sätze geändert, hier etwas ausgelassen, dort etwas hinzugesetzt oder sonstige Verbesserungen vorgenommen habe. Und dann schreibt er den Satz, der den schwersten Schlag gegen jeden führt, der die Bibel, wie sie uns jetzt vorliegt, als das unverfälschte Wort Gottes ansieht. Er sagt: "Selbst diejenigen, die mich als gotteslästerlichen Fälscher schmähen, müssen zugeben, dass dort nicht mehr von ”Wahrheit" die Rede sein kann, wo das, was die Wahrheit sein soll, von einander abweicht (VERUM NON ESSE QUOD VARIAT ETIAM MALEDICORUM TESTIMONIO CONPROBATUR)". Er will damit sagen: Wenn die Schriften, welche die Wahrheit enthalten sollen, sich bezüglich der Wahrheit widersprechen, dann kann mich niemand einen ”Fälscher der Wahrheit" nennen; denn in meinem Falle kann von ”Wahrheit" überhaupt nicht mehr die Rede sein, und darum auch nicht von einer ”Fälschung der Wahrheit".

Weiter Schilden Hieronymus in seinem Briefe, wie die vielen Verschiedenheiten der Abschriften des ursprünglichen Textes zu erklären seien. Manche Abschreiber - sagte er - haben in verbrecherischer Weise absichtlich gefälscht.  Andere wollten in ihrer Anmaßung den Text verbessern, haben ihn jedoch in ihrer Unerfahrenheit noch mehr verdorben. Wieder andere haben beim Abschreiben geschlafen und dadurch manches ausgelassen, verkehrt gelesen oder an die verkehrte Stelle  gesetzt.

Aber was Hieronymus von den Abschriften überhaupt und was er über die Abschreiber sagt, gilt in demselben Umfang von seiner eigenen Bibelausgabe. Denn auch er hat dasselbe getan, was alle früheren Übersetzer und Abschreiber taten. Auch er hat nach seinem persönlichen Gutdünken in seiner neuen Bibel Zusätze angebracht, Stellen und Worte umgeändert, und Teile ausgelassen, wie er selbst zugibt. Und sicherlich sind seine Änderungen nicht zu Ungunsten der damaligen Lehren des Papsttums ausgefallen. Später hat man an dieser Übersetzung des Hieronymus, die den Namen ”Vulgata" führt, noch weitere Änderungen vorgenommen und dann auf dem Konzil von Trient den Glaubenssatz aufgestellt, dass die Vulgata das ”inspirierte Wort Gottes" enthalte. Es wird dabei nicht gesagt, wem denn die Vulgata mit all ihren Zusätzen, Weglassungen und nachträglichen Änderungen inspiriert worden sei, ob dem Hieronymus oder wem sonst. So hatte Hieronymus z. B. die für die katholische Trinitätslehre so wichtige Stelle im ersten Johannesbrief: "Drei sind im Himmel, die Zeugnis geben" . . . nicht in seiner Vulgata; denn keine einzige der vielen Handschriften, die ihm vorlagen, enthielt diese Stelle. Jedoch in die Vulgata, die das Konzil von Trient vor sich hatte, war diese Stelle eingefügt; infolgedessen hat auch diese Fälschung als ”inspiriert" zu gelten, obschon sie vor dem 15. Jahrhundert in keiner einzigen Handschrift enthalten ist. Da auch katholische Theologen diese Stelle als Fälschung ansahen, hat die Indexkongregation am 15. Januar 1897 im Auftrage des Papstes ausdrücklich erklärt, dass sie einen ”integrierenden" Bestandteil des Neuen Testamentes bilde und darum als vom heiligen Geist inspiriert zu betrachten sei. - Diesen gefälschten ”Beweis" für die Lehre von dem ”einen Gott in drei Personen" wollte man sich nicht mehr aus der Hand nehmen lassen, da kein anderer Beweis dafür in der Bibel enthalten ist.

Es wird so oft von Seiten des gewöhnlichen Volkes die Meinung ausgesprochen, dass Gott doch gewissermaßen verpflichtet war, die ursprünglichen Schriften des Neuen Testamentes unverändert zu erhalten und vor Fälschungen zu  bewahren. Dass Gott dies tatsächlich nicht getan hat, beweisen die bisher gemachten Ausführungen. Gott greift überhaupt nicht mit Gewalt In die freien Willensentscheidungen von Menschen ein, auch nicht in die eines Fälschers. Er hat es nicht  verhindert, dass die Schriften des Alten Testamentes gröblich gefälscht wurden, und er überließ auch die Neutestamentlichen Schriften ihrem menschlichen Schicksal.

Wir gehen nun noch einen Schritt weiter und sagen: Es war überhaupt   nicht  der  Wille   Christi,   dass   seine   Lehre niedergeschrieben würde, und dass Schriften als Quelle der Wahrheit gelten sollten. Wäre es sein Wille  gewesen, dass seine Lehre schriftlich niedergelegt würde, so hätte er dies klar zum Ausdruck gebracht. Eine solche Niederschrift als die einzige Quelle der Wahrheit, wie fast alle Kirchen lehren, wäre ja das Wichtigste für alle kommenden  Geschlechter gewesen. Und über eine solche Sache, von der die Verbreitung seiner Lehre für alle Zeiten abhängig gewesen wäre, sollte Christus geschwiegen haben? Doch mit keinem Wort hat er die Niederschrift seiner Lehren erwähnt, weder in  seinen Predigten, noch im Gespräch mit seinen Jüngern. Er sendet seine Jünger aus zum Lehren, zum Krankenheilen, zur Austreibung böser Geister, - aber nicht zum Bücher schreiben.

Auch würde er eine solche Niederschrift  sicherlich nicht seinen Jüngern überlassen haben, sondern hätte sie selbst angefertigt. Ferner wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, seine Lehre ihrem ganzen Umfang nach einem Schreiber zu diktieren. Zu seiner Zeit gab es berufsmäßige  Schreiber in großer Zahl. Auch hatte man damals schon eine Kurzschrift zur Aufnahme von Diktaten.

Aber die Niederschrift seiner Lehre hielt er deswegen für zwecklos, weil er wusste, wie es mit allem Geschriebenen zu gehen  pflegt. Auch er kannte die Wahrheit des für alle Zeiten gültigen Satzes: ”HABENT SUA FATA LIBELLI!" - ”Schriften haben ihre Schicksale!" - Sie können vernichtet oder können gefälscht werden. Und die späteren Generationen sind nicht  mehr in der Lage, festzustellen, ob sie den ursprünglichen Text einer Schrift oder eine Fälschung vor sich haben. Auch können Schriften des Guten durch Werkzeuge des Bösen nachgeahmt, und die Unwahrheit unter dem Deckmantel der Wahrheit  verbreitet werden. Wenn in den Schriften des Alten Testamentes nach dem Zeugnisse Gottes durch den Fälschergriffel der Abschreiber die Wahrheit in Lüge verdreht wurde, war es da nicht wahrscheinlich oder vielmehr sicher, dass auch Christi  Schriften dasselbe Schicksal erfahren hätten? Haben wir nicht oben gesehen, was aus den Schriften des Neuen Testamentes im Laufe der Jahrhunderte gemacht wurde? Es ist ein Buch geworden, in dem jede, die Beweise für seine besonderen Lehren sucht und auch findet. Man hat zweihundertsechs verschiedene  christliche  Religionsgemeinschaften  gezählt.  Alle unterscheiden sich in irgendeiner Glaubenslehre. - Und doch berufen sich alle auf das Neue Testament, um ihre abweichende Lehre zu beweisen. Sollte der allweise Gott ein Buch, in dem jeder seine Irrtümer findet, zur reinen Quelle der Wahrheit bestimmt haben?! Das auch nur zu denken, wäre Gotteslästerung; denn dann hätte Gott der nach der Wahrheit hungernden Menschheit einen Stein statt Brot gegeben.

 Wo finden wir nun die ungetrübte Wahrheitsquelle, aus der kein Irrtum fließen kann?

Sie ist von Christus ausdrücklich angegeben. Die Worte, durch die uns Christus auf diese Quelle hinweist, sind in allen Handschriften des Neuen  Testamentes gleichlautend enthalten. Es sind die Worte, die Christus wenige Stunden vor seinem Hinscheiden von dieser Welt gesprochen hat. Sie lauten: ”Ich werde euch die Geisterwelt der Wahrheit vom Vater senden. Sie wird euch in  alle Wahrheit einfuhren und für immerbei euch bleiben."'

Die Geisterwelt Gottes als die einzige Quelle der Wahrheit, - das ist das Testament, das Jesus in seiner Sterbestunde uns hinterließ.

Damit sprach Jesus keine neue Lehre aus. Denn sie ist so alt als die Menschheit. Seit die Menschheit besteht, waren die Geisterboten Gottes die einzigen Verkünder der Wahrheit. - Mit Adam und Eva verkehrten die Boten Gottes, in der hebräischen Bibel die ”Elohim" genannt. Sie sprachen mit Kain und Abel und Henoch. Abraham war in beständigem Verkehr mit diesen ”Elohim". Drei davon kamen in menschlicher Materialisation zu Abraham und brachten ihm die Botschaften Gottes. Sie gingen in das Haus des Lot und befreiten ihn und seine Familie. Der Bote des Herrn redete zu Mose aus dem Dombusch, führte ihn nach Ägypten und begleitete ihn mit dem ganzen Volk von Ägypten durch die Wüste. Die Stimme dieses Boten Gottes hörte Mose aus der Wolke, die vor dem Volke herging, und später aus der Wolke, die im heiligen Zelt über der Bundeslade war. Von Mose heißt es, dass er seinem Volke nur das vortrug, was er durch diese Stimme gehört hatte, die zu ihm sprach, ”wie ein Freund mit seinem Freunde" spricht. Vom Berge Sinai erscholl die Stimme Gottes und gab dem Volke seine Gesetze.

Der ganze alte Bund ist ein beständiger Verkehr der Geister Gottes mit dem israelitischen Volke. Geister Gottes kamen zu den Propheten und sprachen zu ihnen und durch sie.

Die Boten Gottes stehen auch an der  Schwelle des Neuen Bundes. Ein Engel Gottes erscheint vor Zacharias, vor Maria, vor Josef und richtet die Aufträge Gottes aus. Johannes der Täufer wird von einem Boten Gottes zum Taufen beauftragt. Von demselben Boten wird er unterrichtet, an  welchem Zeichen er den Messias erkennen werde. Zu Christus spricht bei seiner Taufe im Jordan der Geist Gottes.

Das ganze irdische Leben Jesu ist ein beständiger Verkehr mit der Geisterwelt Gottes. Durch einen Geist Gottes  treibt er die bösen Geister aus und heilt die Kranken; durch den Verkehr mit den Boten Gottes hört er von seinem Vater die Lehren, die er dem Volke vortragen soll.

Er weist immer wieder darauf hin, dass er nicht aus sich rede,  sondern nur das ausspreche, was er von seinem Vater gehört hat. Der Vater gab ihm die notwendigen Belehrungen durch seine Geisterboten, die beständig über dem Menschensohn auf- und abstiegen. "Ihr werdet die Boten Gottes über dem  Menschensohn auf- und absteigen sehen." -”Ihr werdet erkennen, dass ich nichts von mir selbst tue, sondern so rede, wie mein Vater mich gelehrt hat." - ”Was ich von Ihm gehört habe, rede ich zu der Welt."

Aus  derselben Quelle der Wahrheit, aus der Christus schöpfte, sollten alle diejenigen immer von neuem schöpfen, die seine Lehre verkündeten. Also zunächst seine Apostel. Sie sollten das von Christus Vernommene nicht einfach nach eigener Auffassung  weitergeben; denn bei Menschen kommen leicht Missverständnisse vor, wenn sie das wiedergeben sollen, was ein anderer gesagt hat. Darum sollten auch die Apostel über das, was sie aus der menschlichen Rede Christi vernommen hatten, von den  Geistern der Wahrheit von neuem unterrichtet werden, damit sich ja kein Irrtum infolge falscher Auffassungen einschleichen könne. Sie sollten durch Gottes Geister sowohl eine Bestätigung der von Christus vorgetragenen Lehre erhalten, als auch  in jene neuen Wahrheiten eingeführt werden, die ihnen Christus hatte vorenthalten müssen, weil die Apostel für diese Wahrheiten noch nicht reif waren und sie daher nicht verstanden hätten.

Die Richtigkeit dieser Darlegungen  finden wir in den Worten Christi selbst bestätigt: ”Ich will den Vater bitten, dass er euch einen andern Beistand senden möge, damit er für immer bei euch bleibe, - die Geisterwelt der Wahrheit." - ”Ich hätte euch noch vieles zu sagen,  doch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jene Geisterwelt der Wahrheit gekommen ist, wird sie euch in die ganze Wahrheit einführen." - ”Der Beistand aber, die heilige Geisterwelt, die der Vater in meinem Namen senden wird, wird  euch über alles Weitere belehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe."

Nach diesen Worten hatten also die Geister der Wahrheit eine doppelte Aufgabe. Zunächst sollten sie die Gläubigen an das erinnern, was Christus als Mensch sie gelehrt hatte. Sie sollten es als Wahrheit bestätigen. Dann aber hatten sie die von Christus begonnene Belehrung fortzusetzen und ihnen auch die Wahrheiten zu verkündigen, die Christus aus den vorhin angeführten  Gründen seinen Jüngern hatte vorenthalten müssen. Ferner sollten die Geister Gottes für immer bei ihnen bleiben. Denn die Gefahr des Irrtums war wegen der Macht des Bösen und der menschlichen Schwäche eine beständige. Es sollten also  die später Lebenden nicht auf die religiösen Überlieferungen ihrer Vorfahren angewiesen sein. Denn solche menschlichen Überlieferungen boten ihnen Keine Gewähr für die Wahrheit. Sie hätten daraus nicht erkennen können, was davon aus der Wahrheitsquelle Gottes und was aus menschlichem Irrtum stammte.

So kamen denn gemäß  der Verheißung Christi nach seinem irdischen Tode beständig die Boten Gottes als Geister der Wahrheit. Auf sie berufen sich stets die Apostel, wenn sie von den Menschen Glauben für ihre Lehre fordern. Besonders bei Paulus finden wir immer  wieder den Hinweis auf diese Wahrheitsboten. ”Meine Rede und meine Predigt erfolgte nicht mit eindrucksvollen Weisheitsworten, sondern mit Erweis eines Geistes Gottes und der Kraft Gottes. Denn euer Glaube sollte nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft gegründet sein. Uns aber hat Gott dies durch seine Geisterwelt geoffenbart. Wir haben nicht einen Geist der Welt empfangen, sondern einen Geist, der von Gott stammt. Wir reden nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie ein Geist Gottes sie lehrt, indem wir die Botschaft der Geisterwelt auch mit den Worten der  Geisterwelt wiedergeben. Ein weltlich gesinnter Mensch nimmt freilich nichts an, was von einem Geiste Gottes kommt. Ihm gilt so etwas als Torheit." - ”Ihr seid ein Brief Christi, der von uns als seinen Dienern angefertigt wurde, nicht geschrieben mit Tinte, sondern mit einem Geist des lebendigen Gottes." - ”Ich weise euch darauf hin, liebe Brüder, dass die von mir verkündete Lehre nicht Menschenwerk ist. Ich habe sie auch von keinem Menschen empfangen, und durch keinen Unterricht gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu  Christi."

Aber nicht bloß die Apostel wurden von Geistern Gottes belehrt, sondern auch die Gemeinden der ersten Christen, indem Boten Gottes durch sogenannte ”Propheten" zu ihnen sprachen. Das Wort ”Prophet"  bedeutet so viel wie ”Werkzeug" Gottes. Solche Werkzeuge fanden sich in allen Gemeinden der ersten christlichen Zeit. Darum schreibt Paulus, dass ”die Geheimnisse Christi jetzt seinen heiligen Aposteln und den Propheten durch einen  Geist Gottes geoffenbart worden seien."

Durch diese ”Medien" oder Werkzeuge der guten Geister konnten die Gläubigen jederzeit Gewissheit erhalten, ob eine Lehre richtig und wie sie aufzufassen sei. Darum schreibt  Paulus an die Philipper: ”Wenn Ihr über irgend etwas anderer Meinung seid, so wird Gott euch darüber Klarheit geben." Sie konnten Gott in ihren gottesdienstlichen Versammlungen fragen und erhielten die Antwort durch die Geister Gottes,  die durch die ”Medien" sprachen.

Solche Propheten oder Medien werden auch häufig in der Apostelgeschichte erwähnt, indem durch sie Geister die Botschaften Gottes überbringen.

 Im alten Bunde fordert Gott die Menschen auf, bei Ihm die Wahrheit zu suchen: ”Fraget mich!" - und Ergab sie ihnen durch seine Geisterboten. Christus empfing als Mensch nach seinem eigenen Geständnis die Wahrheit von Geistern Gottes. Er verspricht seinen Aposteln die Einführung in alle Wahrheit durch Geister der Wahrheit. Die Apostel bezeugen, dass diese Verheißung Christi bei ihnen und den christlichen Gemeinden in Erfüllung gegangen ist, dass sie also ihre Lehre von Gottes Geistern empfangen haben.

Und wo schöpft das heutige Christentum die Wahrheit? Können die christlichen Prediger der verschiedenen Religionsgemeinschaften auch von sich sagen, dass ein Geist Gottes aus ihnen rede? Können sie mit Paulus bekennen, dass sie ihre Lehre nicht von Menschen empfangen und nicht durch menschlichen Unterricht erworben hätten, sondern durch eine Offenbarung Christi? - Nein, das können sie nicht. Sie sind Angestellte ihrer Kirchen. Die Religion dieser Kirchen haben sie in einem menschlichen Unterricht gelernt, in Schulen, Seminaren, Universitäten. Menschenweisheit - Professorenweisheit mit allen ihren Irrtümern, haben sie in sich aufgenommen und predigen sie ihren Gläubigen. Von Geistern als Boten Gottes und Kündern der Wahrheit wissen sie nichts. Es gilt auch ihnen, wie Paulus sagt, als Torheit, dass auch heute noch eine Lehre von einem Geiste Gottes kommen sollte. Es gibt ja so viele gelehrte Theologen, Doktoren und Professoren. Diese müssen doch wohl wissen, was Wahrheit ist; - als ob Christus gesagt hätte: 'Ich werde euch Hohepriester, Päpste, Bischöfe, Geistliche, Professoren und Doktoren senden!' Ein Mann wie Mose musste sich noch mit dem Geisterreich Gottes in Verbindung setzen und ”Gott befragen", um die Wahrheit zu erfahren. Die großen Propheten mussten es, Christus musste es, sowie die Apostel und die Christen der ersten Jahrhunderte, Aber heute gilt das altes als veraltet, als überlebt.

In Wirklichkeit sind es gerade die gelehrten Theologen und Professoren der ”heiligen Theologie" gewesen, die jene Lehren eingeführt haben, vor denen Paulus mit den Worten warnt: ”Sehet zu, dass euch niemand gefangen nehme  durch die Weisheitslehre und eitle Täuschung, die sich auf menschliche Überlieferung, auf die Geistermächte der Welt gründet, aber mit Christus nichts zu tun hat." - ”Sie wollen Belehrungen erteilen, ohne jedoch das nötige Verständnis für  das zu besitzen, was sie sagen, und worüber sie so zuversichtliche Behauptungen aufstellen." - ”Das sind die Leute, welche die Spaltungen verursachen; bloß auf das Irdische gerichtete Menschen, die einen heiligen Geist nicht erhalten haben."

Die Geisterwelt Gottes ist in den christlichen Kirchen schon seit 1600 Jahren ausgeschaltet. Die Leiter der Kirchen haben den ”heiligen Geist ausgelöscht". Wo aber die  Geister Gottes haben weichen müssen, da stellen sich andere Geister ein, von denen Paulus an Timotheus schreibt: ”Der Geist Gottes aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom rechten Glauben abfallen werden, indem sie sich  irreführenden Geistern und Lehren zuwenden, die von Dämonen stammen.”

So drangen denn seit der Zeit, wo man auf die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes als den einzigen Weg zur Wahrheit verzichtete, die mannigfachsten und  folgenschwersten Irrtümer in das Christentum ein. Von Jahrhundert zu Jahrhundert wurde es schlimmer. Eine Wahrheit nach der andern wurde vom Irrtum verseucht und ungenießbar gemacht. Und was war die Folge? - Heute stehen wir vor einem hundertfältig gespaltenen Christentum, vor zahllosen Religionsgemeinschaften, die alle etwas anderes als Wahrheit verkünden, und von denen jede ihr Glaubensbekenntnis als die wahre Lehre Christi ausgibt. Und da wundern wir uns noch, dass ein so verfälschtes und zerrissenes Christentum keinen Einfluss mehr auf die Menschheit ausübt? Gebt dem Volke das Christenturm der ersten Christen wieder! Nehmt die geistigen Lasten, von seinen Schultern, die ihr durch eure Menschensatzungen aus Herrschsucht darauf gelegt habt und setzt die Menschheit wieder in Verbindung mit den Wahrheitsboten Gottes, - und ihr werdet staunen, welche Wirkung das echte Christentum auch auf die heutige Menschheit auszuüben imstande ist. Denn nur die Wahrheit erzeugt Kraft, - nicht der Irrtum.

Die katholische Kirche sucht die Zersplitterung in so viele christliche ”Sekten", wie sie es nennt, damit zu erklären, dass alle anderen christlichen  Gemeinschaften von ihr als der allein wahrer und seligmachenden Kirche abgewichen seien. Aber gerade sie war es, welche die Geisterwelt Gottes aus dem Christentum vertrieb. Sie war es, die im Bunde mit der weltlichen Macht jeden vernichtete,  der etwas anders glaubte, als das Papsttum ihm vorschrieb. Das Blut von Hunderttausenden ist geflossen im Namen des katholischen Christentums.

Sie hat es allerdings verstanden, für die im ersten Christentum wirkenden Geister  Gottes einen menschlichen Ersatz zu schaffen. Sie führte ein ”unfehlbares Lehramt" ein. Das war die einfachste Lösung der Wahrheitsfrage. Nun war Christus der Mühe enthoben, die Geister der Wahrheit zu den irrenden Menschen zu senden, wie  er es verheißen hatte. Auch brauchte er sein Versprechen, dass er selbst bei seinen Gläubigen alle Tage bis zum Ende der Welt bleiben werde, nicht mehr zu erfüllen. Denn es war ja im Papst ein ”Stellvertreter Christi" auf Erden. Wo ein  Stellvertreter ist, braucht der nicht zu erscheinen, der vertreten wird.

Durch die Lehre von einem ”unfehlbaren Stellvertreter Christi" auf Erden wurde die Vermittlung der christlichen Wahrheiten ganz in die Hände irriger  und sündiger Menschen gelegt, unter Ausschluss der Wahrheitsboten Gottes. So war menschlicher Willkür und irdischen Machtgelüsten Tür und Tor geöffnet. Zwar erklärt die katholische Kirche, dass auch durch das Papsttum der "heilige  Geist" wirke. Doch wir brauchen uns bloß die Geschichte des Papsttums näher anzusehen und werden erkennen, dass Gottes Geister darin nicht tätig sind. Waren nicht manche von den Päpsten in ihrem Tun und in ihrer ganzen Lebensführung eher  Werkzeuge der Hölle, als ”Stellvertreter Christi"?

Doch, um diesen Einwand zu beseitigen, ist man auf eine merkwürdige Erklärung verfallen. Man unterscheidet zwischen dem Papst als Mensch und dem Papst als ”Stellvertreter  Christ". Man behauptet, dass auch der schlechteste Mensch, sobald er Papst sei, Christi Stelle vertrete und die Gabe der Unfehlbarkeit besitze. Also ein Werkzeug Satans und gleichzeitig ”Christi Stellvertreter"! Ist das nicht die  größte Gotteslästerung, die Menschen aussprechen können? Gott sollte die hohen Gaben seiner Heilsordnung einem Diener des Bösen anvertrauen? Die Geister Gottes kommen nur zu den gottestreuen Menschen und bleiben nur solange bei ihnen, als ihre  Treue währt. Dies sieht man in der Geschichte des Königs Saul. Solange dieser König Gott gehorsam war, stand er täglich mit der Geisterwelt Gottes in Verbindung und konnte Gott befragen, wenn er in irgend einem Punkte Aufklärung haben wollte.  Er erhielt stets die Antwort Gottes durch die Geister der Wahrheit. Als er aber Gott die Treue brach, hörte in demselben Augenblicke der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes auf. Auf seine Fragen, die er an Gott richtete, erhielt er keine  Antwort mehr. Anstatt der Geisterboten Gottes nahmen böse Geister von ihm Besitz. Alle hohen Gaben waren ihm genommen.

Ein schlechter Mensch kann nie und nimmer Träger heiliger Gaben Gottes sein, - auch kein schlechter Papst.  Also besaßen wenigstens die schlechten Päpste niemals die Gabe der Unfehlbarkeit. Damit bricht das ganze Dogma von der Unfehlbarkeit des Papsttums in sich zusammen.

Nur Gott wählt sich die Menschen aus, zu denen er die Geister  der Wahrheit sendet. Nicht menschliche Wahl kann einen Menschen zum Träger der Wahrheit Gottes machen. Nicht einmal Christus wählte sich seine Apostel nach seinem eigenen Gutdünken. Denn die Apostelgeschichte sagt ausdrücklich, dass er durch  einen heiligen Geist die Wahl vornahm. Daraus folgt, dass Gott erst recht nicht an ein menschliches Amt, wie es das Papsttum ist, die Gabe der Unfehlbarkeit knüpfen kann. Unfehlbar ist nur Gott. Selbst seine Geister sind nicht unfehlbar. Sie  sind nur dann unfehlbar, wenn sie eine Botschaft Gottes bringen.

Wer daher wissen will, was in der Bibel, wie sie heute vor uns liegt, richtig und was unrichtig ist, kann es nur auf dem Wege erfahren, auf dem alle  gottestreuen Menschen der Vergangenheit die Wahrheit gesucht haben, nämlich - durch die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes. Er muss der Aufforderung Folge leisten, die Gott durch den Propheten Jeremia an einen jeden von uns mit den Worten richtet; "Fraget mich, und ich will euch antworten und euch große und wunderbare Dinge kundtun, von denen ihr bisher keine Ahnung hattet." Die Antwort wird er von Gott durch seine Geisterwelt erhalten; denn "die Geister Gottes sind Diener Gottes, die ausgesandt werden um denen ihre Dienste zu leisten, die sich nach der Erlangung des Heiles sehnen." - ”Dass Gott auch uns auf unsere Bitten seine Boten senden wird, hat uns Christus ausdrücklich zugesichert mit den Worten: 'Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern nur gute Gaben gebet, wie viel mehr wird euer himmlischer Vater einen heiligen Geist  denen senden, die ihn darum bitten.'"

Ich selbst habe als katholischer Priester bis zu meinem 48. Lebensjahre nicht einmal an die Möglichkeit einer Verbindung mit der Geisterwelt Gottes geglaubt. Da kam der Tag, wo ich ungewollt den ersten Schritt auf dem Weg zur Verbindung mit der Geisterwelt tat. Ich erlebte Dinge, die mein Inneres bis in die tiefsten Tiefen aufwühlten. Nach diesem ersten Schritt konnte und durfte ich nicht stehen bleiben. Ich musste vorwärts, musste Klarheit haben. Vorsichtig prüfend ging ich weiter, das Wort des Apostels Paulus vor Augen: ”Prüfet alles, das Gute behaltet!" Ich wollte nur das Gute. Ich wollte die Wahrheit. Ich war bereit, sie anzunehmen, selbst unter den schwersten Opfern. Ich wusste, dass Gott einen aufrichtig und selbstlos Suchenden nicht im Stiche lässt, und dass er nach den Worten Christi einem demütig Bittenden nicht einen Stein anstatt des Brotes geben werde. Auch die schweren Folgen meines Schrittes standen mir Klar vor Augen. Meine Stellung als Geistlicher, meine ganze materielle Existenz, meine irdische Zukunft sah ich vernichtet, wenn ich weiter ging. Schmähung, Hohn, Verfolgung und Leiden in übergroßer Fülle erkannte ich als mein Los. Doch die Wahrheit war mir mehr wert. Ich fand die Wahrheit auf dem eingeschlagenen Wege.

Meine Erlebnisse legte ich in einem Buch nieder, das in deutscher und englischer Sprache erschienen ist und den Titel trägt: ”DER VERKEHR MIT DER GEISTERWELT, SEINE GESETZE UND SEIN ZWECK."

Manche von  denen, die das Buch lasen und daraufhin die Verbindung mit Gottes Geisterwelt suchten, erlebten dasselbe, was ich erlebt hatte und fanden dieselben Wahrheiten, die ich gefunden hatte.

Die Verbindung mit dieser Quelle der  Wahrheit machte ich mir zunutze, um vor allem auch über den Text der Bibel, wie sie uns heute vorliegt, volle Klarheit zu bekommen. Denn schon bei meiner ersten Berührung mit der Geisterwelt Gottes war ich auf die Tatsache aufmerksam gemacht  worden, dass sehr viele Fälschungen in den Schriften des Alten und Neuen Testamentes enthalten seien, die zu den vielen Irrtümern in den heutigen christlichen Kirchen geführt hätten. Später wurden mir die Einzelheiten dieser Fälschungen  angegeben.

Das veranlasste mich zu einem eingehenden Studium der alten Handschriften des Neuen Testamentes. Dabei fand ich, dass der im Codex D (CODEX BEZAE CANTABRIGIENSIS) enthaltene Text, der leider manche Lücken hat, der wertvollste ist. Ihn nahm ich daher zur Grundlage meiner Übersetzung.

In den seltenen Fällen, wo der durch Geister Gottes als richtig angegebene  Text in keiner der heute bekannten Handschriften enthalten ist, habe ich den durch die Geisterwelt gegebenen Text benutzt. Aber ich habe in der Erklärung ausdrücklich die Fälle angegeben, in denen ein solcher Text vorliegt.*

 Bei einer Übersetzung habe ich es als meine Hauptpflicht betrachtet, den genauen Sinn des griechischen Textes in einer guten, aber einfachen Sprache wiederzugeben, so dass auch der Ungebildete jeden Satz leicht verstehen kann. Denn eine fremde Sprache ”wörtlich" übersetzen, heißt, den in den Sätzen der fremden Sprache enthaltenen Gedanken  genau zum Ausdruck bringen.

Möge dieses Werk der Wahrheit viele Menschen von der Last des Irrtums befreien und auf den Weg zu Gott führen. Christus sagt: ”Die Wahrheit wird euch frei machen!" Sie befreit uns von allem,  was an Menschensatzungen und menschlichen Irrtümern in die Religion hineingetragen wurde; sie befreit uns von einem von Menschen gemachten Christentum und führt uns zurück zum wahren Christentum Christi.

Mögen  Gottes Geister der Wahrheit die Herzen der Leser erleuchten und ihnen die geistigen Gaben verleihen, die Christus denen verheißen hat, die an ihn glauben.

 Dieses Buch widme ich in inniger Liebe dem Einen, der gesagt hat: ”Ich bin der Weg, die Wahrheit, und das Leben."

Johannes Greber

Karfreitag, 1936

*Johannes Greber hatte seinerzeit zum Neuen Testament eine  besondere Erklärung ausgearbeitet, die aber nach Information verschwunden ist

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Das Neue Testament

Mit Hilfe der Geisterwelt Gottes um 1930, in modernen Stiel der heutigen Sprache angepaßt.

Aus dem Altgriechischen neu übersetzt von

 Johannes Greber

(Zu den einzelnen Textseiten, bitte die jeweiligen Schriftzeilen Anklicken)

Inhaltsverzeichnis

Die Heilsbotschaft nach dem Bericht des Matthäus (01)

Die Heilsbotschaft nach dem Bericht des Markus (02)

Die  Heilsbotschaft nach dem Bericht des Lukas (03)

Die Heilsbotschaft nach dem Bericht des Johannes (04)

Die Apostelgeschichte (05)

Brief des Apostels Paulus an die Römer (06)

Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther (07)

 Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Korinther (08)

 Brief des Apostels Paulus an die Galater (09)

 Brief des Apostels Paulus an die Epheser (09)

Brief des Apostels Paulus an die Philipper (10)

Brief des Apostels Paulus an die Kolosser (10)

Erster Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher (11)

Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher (11)

Erster Brief des Apostels Paulus an Timotheus (12)

Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus (12)

Brief des Apostels Paulus an Titus (13)

Brief des Apostels Paulus an Philemon (13)

Der Brief an die Hebräer (14)

Brief des Apostels Jakobus (15)

 Erster Brief des Apostels Petrus (16)

 Zweiter Brief des Apostels Petrus (16)

 Erster Brief des Apostels Johannes (17)

 Zweiter Brief des Apostels Johannes (17)

 Dritter Brief des Apostels Johannes (17)

Brief des Apostels Judas (18)

  Die Offenbarung des Johannes (19)